Warum Trauerrednerin

„Warum machen Sie das?“ „Äääääääh, was genau?“ „Na das, was Sie jetzt die letzten drei Stunden bei und mit mir gemacht haben?“ (Anmerkung: ich war dort als freie Trauerrednerin zum Trauergespräch für die Trauerrede nächste Woche)

 

Bei der Frage war ich erstmal ein wenig überfordert. Und das, obwohl ich als freie Trauerrednerin mir das doch hätte denken können, dass sie irgendwann einmal kommt. Also habe ich erst einmal wie auch auf meiner Homepage geantwortet „Ich kam über meinen Job auf Hochzeitsplanungen, von dort aus zu den freien Traureden und da dachte die Schwester einer Bekannten, dass ich doch sicher auch die Rede für ihre verstorbene Schwester halten könnte. Und danach starb der Vater einer meiner Bräute. Und nachdem ihm meine Rede bei der Hochzeit seiner Tochter gefallen hat, hatte er sich gewünscht, dass ich auch bei seiner Beerdigung die Trauerrede halte.“

 

Die Kundin gestern hatte sich zwar mit dieser Antwort zufriedengegeben, aber ich bin ehrlich: ICH nicht. Und so bin ich in Gedanken in mich versunken.


Michaela Burch - warum wurde ich freie Trauerrednerinjpg

Also, warum mache ich das? Mein ganz persönliches "Warum" bzw. "Darum"

 

Ich habe schon immer, also zeitlebens, das tiefe Bedürfnis in mir gehabt, dass ich andren Menschen helfen muss. Oder anleiten muss etwas zu schaffen, zu verändern, zu erledigen. Beruflich habe ich das auch oft genug umgesetzt. Hätte ich sonst unmittelbar nach der Lehre den Ausbilderschein gemacht? Ich denke nicht.

 

Aber helfe ich den Angehörigen damit, dass ich die Trauerrede für ihre Verstorbenen halte? Ich denke schon. Durch die ehrliche, wertschätzende, lebensnahe Beschreibung der verstorbenen Person und ihres Lebens schaffen es die Angehörigen einfacher Abschied zu nehmen. Und oft genug bekomme ich noch im Trauergespräch zu hören: „Sie haben mir gerade so unheimlich viel Ruhe und Kraft gegeben. Außerdem durfte ich auch mal richtig schimpfen und auch so richtig lachen. Das tat mir gerade so wahnsinnig gut alles.“ Auch das ist ein Grund, warum ich das mache. Weil ich gut tue. Mir Menschen vertrauen. Weil ich ehrlich und authentisch bleibe und mich nicht verstelle. Zumal ich durchaus durch meine Lebenserfahrung auch mit dem einen oder andren Tipp (oder besser einer Idee) den Menschen bewege. Im wahrsten Sinne von Bewegung oder von „zum Denken anrege“.

 

Ist es das aber wirklich schon gewesen?

 

WARUM halte ich Trauerreden? WARUM wurde ich freie Trauerrednerin? Eigentlich gibt es nur eine Antwort ➡️ DARUM. Weil es mich eben ganz tief innen absolut berührt. Weil es unheimlich ehrlich ist. Auch wenn man behauptet, dass nirgends so viel gelogen wird, wie auf Beerdigungen. Und weil ich zum richtigen Zeitpunkt in meinem Leben den Impuls bekam, es zu machen. Weil ich mich auf das einlasse, was vor mir passiert. Was mit mir passiert. Und natürlich weil ich einfach weiß, dass ich es kann. Weil ich weiß, dass ich Menschen berühre, ihnen helfe, Kraft gebe und sie mir vertrauen.

 

DESWEGEN mache ich, das was ich tue. Freie Trauerreden halten. Als freie Trauerrednerin. Egal, ob es jetzt in München, Freising, Neufahrn, Au in der Hallertau, Ingolstadt, Dietramszell, Eching, Landshut, Deggendorf, Dingolfing oder Landau ist. Egal, ob es auf einem Friedhof ist, in einem großen Saal, im eigenen kleinen Garten, in einer Kapelle, in der Aussegnungshalle, direkt am Grab/der Urnenwand oder in einem Bestattungswald.

 

Beruf oder Berufung?

 

Für mich ist die Arbeit als freie Trauerrednerin kein Beruf. Nicht nur. Sondern in erster Linie Berufung. Weil mir das Universum so oft Fingerzeige in diese Richtung geschenkt hat, die ich glücklicherweise lesen konnte. Dafür bin ich dankbar.

 

Aber nicht nur dafür… in erster Linie bin ich dankbar für all die Angehörigen und Bestatter, die mir vertrauen. Die wissen, dass ich genau die Richtige bin für das, was ich tue. Für das, was ich für sie tue und mit ihnen.

 

Weil sie eben wissen, warum ich das tue :-)